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Schilddrüse und Leber – eine innige Wechselbeziehung

Die Leber ist bekannt dafür, dass sie bei Alkoholikern nicht mehr im besten Zustand sein kann, denn Alkohol ist ein Gift, welches die Leberzellen zerstört. Aber dabei soll es nicht bleiben. Denn es gibt noch mehr Probleme, mit denen sich die Leber auseinanderzusetzen haben kann:

Vielleicht ist noch einigen Lesern bekannt, dass die Leber die Chemiefabrik unseres Organismus ist, die ein großes Sortiment an „Produkten und Funktionen“ anzubieten hat:

Die Leber baut nicht nur neue Stoffe, wie Gallensekret, Cholesterin, Hormone etc. Sie baut auch ab und zwar in erster Linie Giftstoffe, die ohne diese Tätigkeit die Organfunktionen unmöglich machen würden:

Wie sie das macht und in welchen Phasen was warum gemacht wird, das habe ich hier beschrieben:

Die Leber ist ein sehr regeneratives Organ, welches aber auch an seine Grenzen stoßen kann. Um hier prophylaktisch und therapeutisch eingreifen zu können, habe ich mein Buch über die biologische Lebertherapie verfasst:

Zur Schilddrüse habe ich auch einige Beiträge verfasst:

  • Schilddrüsenunterfunktion [Hypothyreose] – Naturheilkunde und Alternativmedizin.
  • Schilddrüsenüberfunktion (Hyperthyreose) Naturheilkunde und Naturheilverfahren.
  • Schilddrüsenblutwerte – Verständlich Erklärt.

Schilddrüse und Leber – die unterschätzte Interaktion

Auf den ersten Blick erscheint es als wenig wahrscheinlich und/oder verständlich, warum Schilddrüse und Leber direkt etwas miteinander zu tun haben könnten. Bislang gibt es kaum Literatur, die erklärt, welchen Einfluss die Schilddrüse direkt auf die Leber hat beziehungsweise die Leber umgekehrt auf die Schilddrüse hat.

Die Schilddrüsen- und Leberspezialisten werden diesen Zusammenhang sicherlich kennen. Aber ins kollektive Bewusstsein der an der Gesundheit Interessierten dürfte dieser Zusammenhang noch nicht eingedrungen sein.

Dabei ist mit dem Erkennen dieses Zusammenhangs ein großer Vorteil bei der Beurteilung von Leber- und Schilddrüsenerkrankungen gegeben, der letztendlich vieles viel einfacher macht.

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Leber  Schilddrüse

In meinem Beitrag zu den Schilddrüsenblutwerten hatte ich bereits von dem Schilddrüsenhormon T4 berichtet. Dieses Hormon wird zum überwiegenden Teil (ca. 80 %) in der Schilddrüse selbst synthetisiert. Die aktive Form ist das T3, die die Schilddrüse zu 20 % selbst herstellt (Link zum Beitrag).

Der Normalbereich für T4 liegt zwischen 8,0-18,0 pg/ml. Die Normwerte für T3 liegen deutlich niedriger mit 2,0-4,5 pg/ml. Allerdings beinhalten diese Normwerte für T3 auch in aktives rT3. Das normale Verhältnis von inaktivem T4 und wirklich aktivem T3 liegt bei 94 % zu 6 % T4/T3.

T4 ist also eine Art Reservoir zur Bildung von physiologisch aktivem T3. Etwas Ähnliches kennen wir auch vom Vitamin D, das als Calcidiol in einer Speicherform vorliegt, die biologisch nur sehr schwach aktiv ist. Die aktive Form, Calcitriol, wird erst vor Ort und/oder in der Niere als „Hauptproduzent“ für Calcitriol aus Calcidiol hergestellt.

Was für das Vitamin D die Niere ist, sind für die Schilddrüsenhormone die Leber. Denn die 20-prozentige Eigenproduktion an T3 durch die Schilddrüse (wovon ein großer Teil nicht aktives rT3 zu sein scheint) dürfte physiologisch nicht ausreichend sein. Daher gibt es einen Ort im Organismus, der T4 zu T3 umwandelt. Und das ist die Leber.

Ein kleiner Teil kann auch von Herz-, Muskel-, Darm- und Nervenzellen synthetisiert werden. Auch das kennen wir vom Vitamin D, wo der Organismus sich ebenfalls nicht vollkommen auf die Aktivität und Funktionstüchtigkeit der Nieren zu verlassen scheint.

Die Umwandlungsraten in der Leber zeigen dann, dass hier nur 60 % des vorhandenen T4 in aktives T3 umgewandelt werden. Bei der Produktion fällt ebenfalls rT3 an, etwa zu 20 %. Weitere 20 % werden im Verdauungstrakt zu aktivem T3 umgewandelt – aber nur, wenn die Darmflora intakt ist.

Man kann sich also vorstellen, dass, wenn Leber und Darmflora nicht intakt sind, wir es plötzlich mit einer Schilddrüsenerkrankung zu tun haben, deren Ursache nicht die Schilddrüse ist.
Dieser Zusammenhang ist in der wissenschaftlichen Literatur bereits vor längerer Zeit beschrieben worden (Link zum Beitrag).

Bei zum Beispiel Leberzirrhose, Hepatitis etc. ist bekannt, dass die Schilddrüsenfunktion ebenfalls gestört ist, nicht zuletzt weil die Werte für T3 in der Regel sehr niedrig liegen, die für rT3 dagegen sehr hoch.

Aber auch ohne gravierende Lebererkrankung kann es zu einer gestörten Umwandlung von T4 zu T3 kommen. Denn eine ernährungsbedingte Überbelastung (nicht nur aufgrund von Alkohol) der Leber vermindert die Kapazitäten des Organs für diese spezielle Aufgabe im Bereich der Schilddrüsenhormone.

Schilddrüse  Leber

Wenn eine eingeschränkte Konvertierung in der Leber die Schilddrüsenfunktion beeinflusst, dann handelt es sich hier nicht um eine „Einbahnstraße“. Umgekehrt beeinflusst die Schilddrüse auch das Geschehen in der Leber.

Denn bei einer eingeschränkten Schilddrüsenfunktion nimmt die Metabolisierungsgeschwindigkeit/Stoffwechselfunktion im gesamten Organismus, also auch in der Leber, signifikant ab. Und damit kommt es zu einer „Leber-Unterfunktion“, die zum Beispiel das Risiko für die Entstehung von Gallensteinen in der Gallenblase deutlich erhöht.

Zudem wird der gesamte Verdauungstrakt beeinträchtigt, denn aktives T3 stimuliert die Bildung der Magensäure und reguliert die Durchlässigkeit der Schleimhäute. T3 stimuliert auch die Ausbildung der glatten Muskulatur in der Darmwand, die für die Darmperistaltik von ausschlaggebender Bedeutung ist. Das mag mit ein Grund dafür sein, dass Schilddrüsenerkrankungen und das Leaky-Gut-Syndrom sehr häufig Hand in Hand anzutreffen sind (Link zum Beitrag).

In der Leber trägt T3 dafür Sorge, dass die abzubauenden Toxine optimal verarbeitet und entsorgt werden. Das Gleiche gilt auch für den Auf- und Abbau von Cholesterin. Auch hier hat sich gezeigt, dass eine Schilddrüsenunterfunktion häufig mit hohen Cholesterinspiegeln assoziiert ist (Link zum Beitrag).

Das heißt, dass eine Schilddrüsenstörung und/oder eine Leberfunktionsstörungen hier eine Art Teufelskreis bilden, der sich verstärkt, wenn auch noch die Darmflora gestört ist.

Raus aus dem Teufelskreis

Ich glaube, dass der Knackpunkt, um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, bei der Leber liegt. Dies setzt natürlich voraus, dass es in der Schilddrüse keine unphysiologischen Veränderungen gibt, die die Produktion von T4 und die Umwandlung vor Ort in T3 unabhängig von der Leberfunktion beeinträchtigen.

Ich halte meine „biologische Lebertherapie“ (siehe Buch-Link oben) in diesem Zusammenhang für eine optimale Maßnahme.

Vorab eine „Schnellanleitung“ ohne Anspruch auf Vollständigkeit:

  • Vermeidung von gewissen Lebensmitteln, die Leber und Organismus belasten:

Gluten, Milchprodukte, Zucker, Soja, Koffein und Alkohol. Und vor allem industriell gefertigte Nahrungsmittel!

  •  Verzehr von Leber stärkenden Nahrungsmitteln:

Heißes Zitronenwasser mit Grünzeug, besonders Gemüse mit Bitterstoffen. Diese Bitterstoffe haben eine leberstärkende Eigenschaft. Der Heilpilz Ganoderma lucidum hat einen ausgezeichneten Ruf, wenn es um die Stärkung der Leber geht. Denn er enthält nicht nur diese Bitterstoffe, sondern auch antioxidativ wirksame Substanzen, die den oxidativen Stress in der Leber, der durch die Belastung vermehrt entsteht, effektiv abfangen können.

  • Wie in so vielen Bereichen, ist auch hier die Prophylaxe und die Vermeidung von Schadstoffen die „halbe Miete“:

Schadstoffe sind heute so häufig, dass man sie kaum noch wahrnimmt, weil sie fast zum Alltag geworden sind. Kosmetika, Hygieneprodukte, Haushaltsreiniger, Medikamente, sogar Zusatzstoffe in Nahrungsergänzungsmitteln (Link zum Beitrag), Antibiotikarückstände, Pestizide, Herbizide und  so weiter und sofort – die Liste ist ewig lang.

  • Entgiftungsprozesse der Leber unterstützen:

Ich hatte bereits Ganoderma lucidum genannt, der in dieser Kategorie nachgewiesenermaßen Außerordentliches zu leisten in der Lage ist.

Aber es reicht bei Weitem nicht, sich auf einen Heilpilz zu verlassen, wenn der Rest, also die andere „Hälfte der Miete“ nicht stimmt. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, die Leberfunktion zu unterstützen und zu aktivieren. Es sind meistens Aktivitäten, denen wir aufgrund unseres beruflichen Lebens und anderen Umständen gar nicht mehr nachkommen können oder wollen.

Das sind körperliche Aktivitäten, heiße und kalte Bäder nehmen, Sauna etc., bei denen die Schadstoffe über den Schweiß aus dem Körper ausgeleitet werden. Und was über den Schweiß entfernt wird, bedeutet für die Leber eine Arbeitserleichterung.

Und zuletzt, aber dennoch von entscheidender Bedeutung, ist die entsprechende Ernährung mit entsprechenden Vitaminen, Mineralien und essenziellen Nährstoffen. Denn auch die Leber hat einen eigenen Stoffwechsel, der all diese Dinge benötigt und ohne diese Dinge nur eingeschränkt funktionsfähig ist.

Übrigens: Wenn Sie solche Informationen interessieren, dann fordern Sie unbedingt meinen kostenlosen Praxis-Newsletter „Unabhängig. Natürlich. Klare Kante.“ dazu an:

Beitragbild: 123rf.com – Lorelyn Medina

Dieser Beitrag wurde am 03.04.2021 erstellt.

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