Hämoglobin
Beim Hämoglobin handelt es sich um ein Protein, das Eisen enthält und über dieses Eisen in der Lage ist,
Sauerstoff zu transportieren. Hämoglobin kommt fast ausschließlich in den Erythrozyten (roten Blutkörperchen) vor
und gibt ihnen ihre rote Farbe. Der von der Lunge aufgenommene Sauerstoff bindet an das im Hämoglobin befindliche
Eisen, und wird auf diese Weise zu den Zielzellen im Organismus transportiert.
Der Bildungsort des Hämoglobins ist das Knochenmark. Beim Fötus wird das fetale Hämoglobin noch in der Milz und
in der Leber synthetisiert. Dieses spezielle Hämoglobin hat eine viel höhere Sauerstoffaffinität als normales
Hämoglobin, da es den Sauerstoff aus dem Blut der Mutter „stehlen“ muss.
Der Abbau des Hämoglobins erfolgt im Zuge des Untergangs von alten Erythrozyten, die eine Lebensdauer von circa
120 Tagen haben. Dieser Abbau erfolgt in der Milz und später in der Leber. In der Leber erfolgen die biochemischen
Veränderungen während des Abbaus. Zuerst wird der Häm-Teil vom Globinanteil getrennt. Der Globinanteil wird in
Aminosäuren aufgespalten. Der Häm-Anteil wird zu Eisen und Biliverdin gespalten.
Das Eisen wird zum größten Teil durch das im Blut befindliche Transferrin gespeichert. Biliverdin wird
enzymatisch zu Bilirubin verstoffwechselt und durch die Leber mit der Galle in
den Darm abgegeben.

Hämoglobin-Werte und ihre Bedeutung
Die Normalwerte für das Hämoglobin sind abhängig vom Geschlecht und Alter der Menschen. Die Definition (siehe
auch: Die „Leberenzyme“ - auch nur eine „Definitionsfrage“) der Normalwerte hier ist
der Bereich, in dem die Hämoglobin-Werte von 96 Prozent aller „gesunden Menschen“ liegen.
Hämoglobin-Werte beim Menschen
Männer |
13,5 bis 17,5 g/dl |
Frauen |
12 bis 16 g/dl |
Neugeborene
|
19 g/dl |
Kinder 5 bis 10 Jahre |
11,1 bis 14,3 g/dl |
Kinder 10 bis 12 Jahre |
11,9 bis 14,7 g/dl |
Kinder 12 bis 15 Jahre |
11,8 bis 15 g/dl |
Um 15 Jahre |
12,8 bis 16,8 g/dl |
Schwangere im 1. und 3. Trimester |
über 11 g/dl |
2. Trimester Wert |
über 10,5 g/dl |
Werte unter dem Normalbereich werden als Anämie bezeichnet. Anämien unterliegen einer spezifischen
Zusatzbezeichnung, die in der Regel von dem Zustand der Erythrozyten abhängig ist. Aber nicht nur mangelnde
Konzentrationen an Hämoglobin können ursächlich für eine Anämie sein. Zum Beispiel können eingeschränkte
Bindungskapazitäten des Hämoglobins an Sauerstoff ebenfalls zu einer Anämie führen. Hier sind die Hämoglobin-Werte
normal hoch.
Zu geringe Hämoglobin-Werte zeigen auf andere Vorkommnisse hin: Blutverlust, mangelhafte Ernährung, Probleme mit
dem Knochenmark, Chemotherapie, Nierenversagen, genetische Fehlkonstellationen wie zum Beispiel bei der
Sichelzell-Anämie oder Thalassämie.
Signifikant erhöhte Hämoglobin-Konzentrationen deuten auf einen Aufenthalt in hohen Höhen hin. Dies ist keine
Erkrankung und auch keine abnormale Reaktion des Organismus, sondern eine Kompensation für den relativen
Sauerstoffmangel, der in hohen Höhen vorherrscht im Vergleich zu Gebieten auf Meeresniveau. Umgekehrt führt eine
Übersättigung des Organismus mit Sauerstoff zu einer Reduktion von Hämoglobin, was aber für die Praxis keine
Bedeutung hat (vielleicht bei Tauchern, wenn die mitgeführte Atemluft nur reinen Sauerstoff enthält, was aber in
der Regel nicht der Fall ist).

Diese Veränderungen treten auch nicht umgehend auf, sondern man muss sich ein paar Tage unter diesen veränderten
Bedingungen aufhalten, um eine Reaktion des Organismus zu beobachten. Normalisiert sich das Sauerstoffangebot
wieder, dann kommt es auch zu einer entsprechenden Normalisierung des Hämoglobin-Wertes.
Raucher haben ebenfalls hohe Hämoglobin-Werte, da das Kohlenmonoxid, -dioxid und andere Stoffe im Tabakrauch die
Sauerstoffversorgung beeinträchtigen.
Dehydrierung und Tumore sind ebenfalls für Erhöhungen der Werte verantwortlich.
Die Untersuchung erfolgt in der Regel an Vollblut. Eine Untersuchung des Plasmas auf Hämoglobin jedoch bestimmt
Hämoglobin, das nicht an Erythrozyten gebunden ist. Zeigt sich freies Hämoglobin im Plasma, dann spricht dies für
eine zuvor stattgefundene Hämolyse (Zerstörung von Erythrozyten und Freisetzung von Hämoglobin). Solche Hämolysen
sind Hinweise auf Autoimmunerkrankungen, falsch durchgeführte Transfusionen (Blutgruppeninkompatibilität),
Blutvergiftung und so weiter.
Einen spezifischen Wert für die Diagnose von Lebererkrankungen hat die Hämoglobinbestimmung aber nicht.

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