Die Gamma-Glutamyltransferase: Normalwerte und die Bedeutung von Abweichungen
Eine weitere "Leber-Transaminase" ist die Gamma-GT, was für Gamma-Glutamyltransferase, auch
Gamma-Glutamyltranspeptidase steht. Das Gamma steht für Gamma. Deswegen wird das ganze auch Gamma GT gesprochen.
Letztlich sind das alles Bezeichnungen für ein und dasselbe Enzym.
Wenn Sie im Internet nach diesem Wert suchen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie wissen möchten, warum
oder wann der Gamma-GT-Wert zu hoch oder zu niedrig sein kann.
Bevor wir uns um die Referenzwerte und Gründe für zu hohe Gamma-GT-Werte kümmern, halte ich es für sinnvoll, zu
schauen, was Gamma-GT eigentlich macht - denn dann versteht man eventuell auch besser, warum der Wert "nicht in der
Norm" ist.
Aufgaben des Gamma GT
Die Gamma-GT ist ein Enzym, das in vielen Körperzellen des Organismus vorkommt. Das Enzym unterstützt das
Abwehrsystem des Organismus gegen ROS (reaktive Sauerstoffspezies oder freie Radikale).

Dabei geht Gamma-GT nicht direkt gegen freie Radikale vor. Vielmehr unterstützt sie den Aufbau von Glutathion, einem besonders
potenten und wichtigen Antioxidans in den Zellen des Organismus. Sie überträgt den Glutamylrest von Glutathion auf Peptide und/oder Wasser, was den Abbau von Glutathion initiiert.
Denn Glutathion selbst kann nicht durch die Zellmembranen der Körperzellen transportiert werden. An seiner
Stelle wird das in ihm enthaltene Cystein in die Zellen geschleust und dort wieder zu Glutathion „zusammengeschraubt“.
Eine weitere Aufgabe der Gamma-GT ist die Ausschleusung von Fremdstoffen aus den Zellen. Dies erfolgt über das
Anheften dieser Fremdstoffe an das im Glutathion enthaltene Glutamin (Glutamat), was den Abtransport aus den Zellen
erleichtert beziehungsweise erst ermöglicht.
Die Gamma-GT ist aber nicht nur für den Menschen spezifisch. Vielmehr finden wir sie auch bei Säugetieren und
sogar bei Pilzen und Bakterien. Ein Beispiel für mikrobielle Produzenten des Enzyms ist Helicobacter pylori.
Der Verursacher von Magen- und Zwölffingerdarmgeschwüren schützt sich mit der Sezernierung von Gamma-GT gegen
unser Immunsystem.
Das Enzym setzt die Aktivität der T-Zellen herab, die kaum noch Schutz gegen den Magen-Darm-Keim bieten können.
Deswegen sind Wissenschaftler bestrebt, einen Impfstoff gegen Gamma-GT herzustellen, um Helicobacter pylori
effizienter zu bekämpfen.
Die Rolle des Gamma GT bei Lebererkrankungen
Obwohl die Gamma-GT im ganzen Körper zu finden ist, dient sie als Marker für mögliche Lebererkrankungen. Grund
dafür ist die Tatsache, dass das Enzym auf der Oberfläche von Zellmembranen zu finden ist, also auch auf denen
von Leberzellen.
Hier bedingen Schädigungen an den Leberzellen ein sofortiges Freisetzen der Gamma-GT, was der Grund für die
Empfindlichkeit des Markers sein mag. Somit sind erhöhte Gamma-GT-Werte immer ein Zeichen für eine
Leberschädigung.
Ein Rückgang der Gamma-GT-Werte sind immer ein gutes Zeichen für den Patienten, auch wenn ASAT und ALAT noch
erhöhte Konzentrationen zeigen oder sogar noch ansteigen.
Stark angestiegene Gamma-GT-Werte, deren Anstieg stärker ausfällt als die von ASAT und ALAT, sprechen in der
Regel für Gallenwegerkrankungen (Gallengangverschluss), eine Bakteriämie (Bakterien im Blut; Sepsis) oder eine
akute Hepatitis.
Wie bei ASAT und ALAT werden die Gamma-GT-Werte aus dem
Blutplasma oder Serum bestimmt. Der Normbereich liegt bei maximal 42 U/l für Frauen und weniger als 60 U/l bei
Männern.
Die im Labor ermittelten Werte sind jedoch Werte, die sich auf die gesamte enzymatische Aktivität der Gamma-GT
bezieht. Stellt man eine Erhöhung dieser Werte fest, dann nimmt man an, dass dies auf einer Zerstörung der
Leberzellen beruhen muss.
Es handelt sich hier also um eine Annahme und keine exakt nachvollziehbare, wissenschaftlich abgesicherte
Methode.
Erhöhte Gamma-GT-Werte können auch eine Reihe von Ursachen haben. Sie
alleine geben kaum Auskunft über mögliche Ursachen und das Krankheitsbild. Von daher sind andere Laborwerte mit zu
Rate zu ziehen, wie zum Beispiel die Alkalische Phosphatasen, ALAT,
ASAT oder Bilirubin-Werte.
Mäßig erhöhte Gamma-GT-Werte werden von bestimmten Medikamenten und auch einem längerfristigen Alkoholkonsum
verursacht.

Für eine starke Erhöhung der Gamma GT Werte sind folgende Erkrankungen verantwortlich:
Bestimmte Erbkrankheiten sind ebenfalls mit einer Erhöhung der Werte verbunden.
Besonders hohe Werte sind bei:
- Erkrankungen der Gallenkanäle (Cholangitis, Cholestase)
- bei einer akuten Hepatitis und bei
- toxischen Leberschädigungen
zu erwarten.
Warum ist bei Männern ein höherer Gamma-GT „normal“ als bei Frauen?
Wie oben ersichtlich, „dürfen“ Männer einen höheren Gamma-GT haben als Frauen. Das liegt aber nicht daran, dass
ihre Leber widerstandsfähiger ist. Vielmehr liegt dies an der Methode, wie Referenz-Bereiche bestimmt werden.
Um einen „normalen“ Wert zu kennen, müssen sich möglichst viele gesunde Menschen einer Blut-Analyse unterziehen.
Wo immer auch eine große Gruppe untersucht wird, sind unvermeidlich auch viele Männer mit höherem oder auch
kritischen Alkohol-Konsum dabei.
Und weil bei ihnen der Gama-GT zumindest leicht angestiegen ist, kommt statistisch ein höherer Durchschnittswert
heraus.
Hier wird deutlich, dass mit der Definition von Grenzwerten stets auch eine gewisse Akzeptanz von
gesellschaftlichen Missständen einhergeht. Damit verbunden ist auch eine nicht immer sachgerechte Diagnose und
Behandlung.

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