Erkrankungen

Die Cholestaseparameter im Zusammenhang mit Lebererkrankungen

Unter einer Cholestase versteht man den Stau von Bilirubin, Gallensäuren und anderen Bestandteilen der Galle, der bedingt wird durch einen eingeschränkten Abfluss von Galle in den Zwölffingerdarm (Duodenum).

Die Schulmedizin unterscheidet zwischen einer extrahepatischen Cholestase, also einem Stau, dessen Ursachen außerhalb der Leber zu finden sind, und einer intrahepatischen Cholestase, deren Ursache in der Leber liegt.

Ursachen für die extrahepatische Cholestase sind in der Regel Gallensteine und Tumore. Intrahepatische Cholestasen werden oft durch virusbedingte Hepatiden, Medikamente oder Toxine verursacht.

Die wichtigsten Symptome einer Cholestase sind:

  • Pruritus – hier handelt es sich um einen sehr unangenehmen Juckreiz auf der Haut, der bedingt ist durch die Einlagerung von Bilirubin.
  • Gelbsucht – sie tritt praktisch nur bei einer extrahepatischen Cholestase auf, bedingt durch einen unterbrochenen Gallenabfluss aus der Gallenblase.
  • Weißer Stuhl – ein typisches Zeichen für eine obstruktive Cholestase.
  • Ein dunkel gefärbter Urin.

Andere Symptome sind Müdigkeit, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Koliken (bei eingeklemmten Gallensteinen) und so weiter.

Die Cholestasewerte

Bei den Cholestaseparametern handelt es sich um Blutwerte, die bedingt durch die Cholestase erhöht sind.

Dabei handelt es sich um die folgenden Parameter:

  • Bilirubin – gemessen wird direktes Bilirubin. Dieses Bilirubin wird von den Leberzellen gebildet, aber nicht in die Gallenkapillaren geleitet und in den Zwölffingerdarm ausgeschieden. Statt dessen gelangt es vermehrt ins Blut und erhöht hier die Bilirubinwerte.
  • Bilirubin im Urin – hohe Konzentrationen an Bilirubin im Blut werden auch über die Niere unverändert ausgeschieden. Zeigt sich Bilirubin im Urin, dann spricht dies für erhöhte Blutwerte. Bilirubin im Urin färbt diesen dunkel.

Durch eine Cholestase gelangen auch eine Reihe von Leberenzymen vermehrt ins Blut:

  • alkalische Phosphatase (aP)
  • Gamma-GTP
  • Leucin-Amino-Peptidase (LAP)
  • 5-Nucleotidase
  • Mg2+-ATPase
  • Cholesterin im Serum
  • Phospholipide im Serum
  • Gallensäuren im Serum

Darüber hinaus finden sich noch atypische Gallensäuren im Blut und / oder im Urin, sowie Lipoprotein X.

Beschreibung der einzelnen Cholestasewerte

Bilirubin

Die wichtigsten Merkmale sind erkläre ich im „Extra-Beitrag“ zum Bilirubin. Erhöhen sich die Werte von indirektem Bilirubin, dann liegt die Ursache oft in einer vermehrten Synthese von Häm-Farbstoff oder durch Hämolysevorgänge. Eine weitere Möglichkeit sind genetisch bedingte Störungen der Konjugierungsprozesse (Gilbert-Meulengracht-Syndrom zum Beispiel). Hierbei handelt es sich jedoch nicht um ein Cholestase-Symptom.

Eine Erhöhung von direktem Bilirubin (Bilirubin konjugiert mit Glucuronsäure zur besseren Wasserlöslichkeit) gibt keine zuverlässige Auskunft, ob es sich bei der vorliegenden Cholestase um eine obstruktive oder nicht obstruktive, hepatozelluläre (intrahepatische) Cholestase handelt.

Alkalische Phosphatase (aP)

Bei diesem Enzymsystem handelt es sich um den empfindlichsten Parameter für eine Cholestase. Die Aufgabe der alkalischen Phosphatase ist, Phosphatgruppen von eine Reihe von Molekülarten – zum Beispiel Nukleotiden, Alkaloiden, Proteinen und so weiter – zu entfernen (Dephosphorylierung). Diese Phosphatase arbeitet am effektivsten bei einem erhöhten, alkalischen pH-Wert – daher die Namensgebung.

Alkalische Phosphatasen sind aber kein Spezifikum für die Leber. Insgesamt gibt es 15 Isoenzyme im menschlichen Organismus, von denen vier von unterschiedlichen Genen gesteuert werden.

Dies sind die Dünndarm-, Plazenta-, Keimzell- und Gewebe-unspezifische aP. Letztere aP wird je nach Gewebe unterschiedlich glykosyliert (Verbindung von Proteinen oder Lipiden mit Zuckerketten). Diese Unterschiede in der Verbindung mit verschiedenen Zuckerketten lässt weitere Isoenzyme entstehen wie zum Beispiel die Leber-, Knochen- und Nieren-aP.

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Bei der Labordiagnostik wird das gesamte Enzymspektrum der alkalischen Phosphatasen gemessen.

Der Referenzbereich der „Labor-Cholestasewerte“ liegt bei:

  • . . . Säuglingen 110 – 590 IU/l
  • . . . Kleinkindern 110 – 550 IU/l
  • . . . Schulkindern 130 – 700 IU/l
  • . . . Frauen 55 – 147 IU/l
  • . . . Männern 62 – 176 IU/l

Erhöhte Werte sind damit nicht ausschließlich auf eine Lebererkrankung zurückzuführen. Möglich sind auch Erkrankungen der Schilddrüse, Bauchspeicheldrüse, Knochenerkrankungen wie Rachitis, Knochenmetastasen, Osteomalazie und so weiter.

Knochenbrüche bedingen ebenfalls eine vorübergehende Erhöhung von aP. Da Knochenmetastasen praktisch immer mit einer Erhöhung der aP einhergehen, muss bei einem auffälligen Laborbefund immer ein Tumor abgeklärt werden. Kinder und Schwangere haben immer erhöhte Werte, was in diesem Zusammenhang kein Zeichen für eine Erkrankung ist.

Um hier zu aussagekräftigen Ergebnissen bezüglich einer Cholestase zu kommen, müssen auch hier andere Parameter mit zu Rate gezogen werden, wie zum Beispiel die Gamma-GT, LAP, 5´-Nukleotidase und einige mehr.

Näheres zur Gamma-GT finden sie im Beitrag zu den Gamma GT Laborwerten. Bei einer Cholestase ist die Gamma-GT durchweg stark erhöht. Bei einer Erhöhung von aP und Gamma-GT kann von einer Cholestase ausgegangen werden.

Enzymsysteme und ihre Bedeutung für die Cholestase

BilirubinHohe Werte deuten auf eine Blockade der Gallenwege.
Alkalische PhosphataseHohe Werte basieren zu 80 Prozent auf Cholestasen.
Gamma-GTHohe Werte bei Cholestase, aber auch bei toxischen Leberschädigungen.
Leucin-Amino-Peptidase (LAP)Eine gute Methode zur Differentialdiagnose bei erhöhter aP – normale LAP-Werte bei hohen aP-Werten deuten auf eine Knochenerkrankung hin. Ist LAP ebenfalls erhöht, dann liegt wahrscheinlich eine Cholestase vor. Möglich sind aber auch Entzündungen der Gallenwege oder Tumore. In der Schwangerschaft ist LAP ebenfalls erhöht.
5-NucleotidaseBei gleichzeitig erhöhten LAP- und Nucleotidase-Werten ist eine Cholestase mehr als wahrscheinlich.
Mg2+-ATPaseAktivität bei einer Cholestase ist herabgesetzt.
Lipoprotein XEin abnormales LDL (Low Densitiy Lipoprotein), das typisch ist für eine Cholestase.

Beitragsbild: iStock

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